Liebe Leser,
die zwei Dinge, die die Kykladeninsel
Syros reichlich hat, sind Kirchen (sowohl orthodoxe als auch katholische) und Katzen (und sicher noch viele andere Dinge wie gute Tavernen🍷). Syros hat aufgrund seiner venezianischen Geschichte als einer der wenigen Inseln eine signifikante katholische Bevölkerung. Die teilweise behauptete Zahl von 150 Kirchen stimmt aber nicht (obwohl viel fehlt sicher nicht 😄).
An der Spitze des Hügels von Ermoupoli thront die Kirche "Anastasis", Kirche der Auferstehung. Wenn man zu Fuß vom Hafen in einem Zug hinaufgeht, kann man schon etwas ausser Atem kommen.

1874 wurde sie von einem lokalen Architekten im byzantinischen Stil erbaut, hier die Vorderseite.

Blick vom gegenüberliegenden Ano Syros (siehe weiter unten), im Hintergrund Tinos.

Im Inneren finden sich viele Ikonen, diese hier sogar mit einem Säbel darunter, was ich überhaupt zum ersten Mal gesehen habe.

Der mit Blumen verzierte Tisch, der den
Epitaphios birgt, steht schon bereit, weitere Blumenspenden davor. Er wird in der gleichnamigen Abendliturgie am Karfreitag (ein Tag vor der Auferstehung) aus dieser und anderen Kirchen der Stadt in einer feierlichen Prozession zum Hauptplatz getragen. Er symbolisiert das Grabtuch Christi.

Von oben hat man einen schönen Ausblick auf das bunte Häusermeer von Ermoupoli. In der Werft werden heute keine Schiffe mehr gebaut, sondern nur mehr repariert (wenn überhaupt, denn Baulärm habe ich von dort zum Glück kein einziges Mal gehört).

In der Nacht auf Ostersonntag wurde von dort oben ein imposantes Feuerwerk veranstaltet, hier von unserer Terasse aus.

Näher zum Zentrum gelegen ist die Kirche zum Hl. Nikolaus, des Schutzpatrons von Ermoupoli, mit ihrer beeindruckenden Treppenanlage.

Sie liegt im Vaporia-Viertel der Stadt, einer Villengegend mit einer größeren Zahl an schön restaurierten Häusern, in dem einst (und auch heute noch) die eher Wohlhabenden wohnen.

Blick vom Meer auf die Kirche.

Im Inneren, während einer Messe.

Ein verstecktes Juwel lässt sich in dieser von außen eher unscheinbaren Kirche hinter dem Hafen bewundern. Es ist die zweitälteste Kirche von Syros, der Jungfrau Maria gewidmet und stammt aus 1828.


Die orthodoxe Kirche ist innen prächtig ausgestattet. Sie wurde 1943 bombardiert, und bis 1951 wieder aufgebaut.

Das eigentlich Bemerkenswerte ist aber dieses Gemälde im Vestibül, an einem marmornen Ikonenständer angebracht.

Das Bild stammt aus dem Jahr 1562-1564 und wurde von Dominikos Theotokopoulos gemalt (damals ca. 20 Jahre alt), der später als
El Greco berühmt werden sollte. Es handelt sich um sein frühestes erhalten gebliebenes Werk mit dem Titel "Marientod", noch aus seiner Phase als Ikonenmaler, bevor er nach Italien auswanderte.

Detail mit der Signatur des Malers: "ΔΟΜΗΝΙΚΟΣ ΘΕΟΤΟΚΟΠΟΥΛΟΣ Ο ΔΕΙΞΑΣ" (Dominikos Theotokopoulos der Maler). Ikonen wurden damals nicht signiert, ein frühes Zeichen, dass er weitergehende Ambitionen hatte.

Das Gemälde befindet sich seit ca. 1850 in dieser Kirche, es wurde aber erst 1983 entdeckt!
Wem der Anstieg zur Auferstehungskirche noch zu anspruchslos war, der kann auch auf die Spitze des zweiten Hügels nebenan steigen, an den sich sich Ano Syros anschmiegt. Vom Hafen sollen es 870 Treppenstufen sein (es gibt aber auch eine Straße hinauf).

Oben angekommen, wird man mit einer hübschen Aussicht beloht, ganz hinten links ist Naxos zu erkennen.

Die markante Festungsanlage und katholische Kathedrale
St. Georg wurde ursprünglich im 13. Jhd. von den Venezianern (am Rückweg von einem der Kreuzzüge) gegründet und seither mehrmals zerstört und immer wieder aufgebaut. Es war die erste größere Ansiedlung der Insel, lange bevor es Ermoupoli gab und ist heute Sitz der katholischen Gemeinde auf Syros. Die Hügellage und die engen, verwinkelten, ja geradzu labyrinthischen Gäßchen zwischen den Häusern dienten dem Schutz vor Piraten, die im Mittelalter ihr Unwesen trieben.
Im Inneren der dreischiffigen Basilika.

Selbst kleinere Ort haben imposante und gut erhaltene Gotteshäuser, hier die Kirche des Heiligen Johannes des Täufers in Posidonia, im Jahr 1876 gebaut.

Aber die wohl abgelegenste "Kirche" überhaupt ist nur zu Fuß (oder mit einem Boot) zu erreichen, über einen schmalen Steig, der zu einem zerklüfteten Küstenbereich im Westen der Insel führt.

Mit Flipflops sollte man hier definitiv nicht gehen, die letzten Meter geht es steil bis auf Meereshöhe!

Hier hat einer Sage nach ein Fischer namens Stefanos eine (katholische) Kapelle zur Ehrung des Heiligen Stephanos inmitten einer Felsspalte gebaut, nachdem er einem riesigen Oktopus nur knapp entronnen war.

Boden und Decke sind aus natürlichem Fels.

Vom minimalistischen "Glockenturm" aus hat man einen netten Blick auf das Meer.

Jetzt ist der Post schon wieder so lange geworden und ich habe nicht einmal alle Kirchen erwähnt, die wir besucht hatten. Nun noch rasch zum anderen Thema: Katzen!
Die gibt es auf Syros überall, sogar auf Bäumen!

Meistens sitzen sie aber (zumindest tagsüber) an einem schattigen Ort mit gutem Überblick auf das Geschehen, oft an Hauseingängen (wollen sie so sagen, hier fühle ich mich zu Hause?).

Auch beliebt: Mauern oder Simse.

Diese hat sich eine wahrhaft strategische Position ausgewählt (war sie in ihrem früheren Leben ein General?)

Blick am Morgengrauen auf die Türme der St. Nikolauskirche.

All pics by
@stayoutoftherz
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